Dax 30 Unternehmen – verschenken Wettbewerbsvorteile

22.04.2004, 15 Uhr - salient GmbH


(press1: iBOT) - "Barrierefreiheit" - dieses Kriterium erfüllt nur ein einziges der Dax-30-Unternehmen.

Im Webranking der Salient GmbH belegt die Deutsche Post AG mit deutlichem Vorsprung Platz Eins. Fünf weitere Konzerne zeigen gute Ansätze, aber die Mehrzahl verschenkt ohne Not die Wettbewerbsvorteile, die ein barrierefreier Internetauftritt als positive Nebeneffekte bietet. Barrierefreiheit, eine Forderung des Behindertengleichstellungsgesetzes, die bislang verpflichtend nur für öffentliche Träger gilt, ist nach dem Ergebnis dieser Untersuchung weder ein Randgruppenthema noch eine Frage der technischen Umsetzung einer Website, sondern vielmehr Resultat einer konsequent umgesetzten Kommunikationsstrategie, die sowohl die Marketing- als auch die Vertriebsziele berücksichtigt.

- Was heißt Barrierefreiheit?
- Chancen statt Verpflichtungen
- Barrierefreiheit als Managamentaufgabe
- Dax-30-Unternehmen im Test- Bewertungskriterien des Webranking "Barrierefreiheit"
- Fazit

Was heißt Barrierefreiheit?
Im März 2002 wurde im Bundestag das Behindertengleichstellungsgesetz verabschiedet, das Behinderten nicht nur den freien Zugang zu öffentlichen Gebäuden ermöglichen soll, sondern auch freien Zugang zu Informationen und damit zum Internet. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern oder auch den USA hat Deutschland diese Forderung erst sehr spät und nur für öffentliche Träger bindend geregelt. In den Vereinigten Staaten einklagbares Recht ist Barrierefreiheit hierzulande für private Unternehmen nur eine Kann-Regelung, deren Umsetzung aber mehr als nur positive PR-Effekte in sich birgt.

1. Standards und Verordnungen
- BGG: Behindertengleichstellungsgesetz
- § 11 BGG: Barrierefreie Informationstechnik, darin:
- BITV: Barrierefreie Informationstechnik Verordnung
- WAI: Web Accessibility Initiative

2. Statistik zu Online-Usern mit Behinderungen
Anzahl der Menschen mit Behinderungen:
- EU gesamt: 37 Millionen [ ~ 10% der Gesamtbevölkerung ]- Deutschland: 8 Millionen
- Schweiz: 0,6 Millionen
- Österreich: 0,8 Millionen

Behinderte Online sind keine kleine Randgruppe:
- Online-Anteil Gesamtbevölkerung Deutschland: 44 %
- Etwa 10% der Gesamtbevölkerung mit Behinderungen, davon:
- Behinderte Online: 30 - 49 Jahre: 86%
- Behinderte Online: 50 - 69 Jahre: 89%

Ergo:
- Hoher Anteil Behinderter ist online
- Behinderte sind oftmals auf das Medium angewiesen
- Behinderte sind überdurchschnittlich loyale Online-Besucher

Online-User: demografische Entwicklung
Werden die statistischen Zahlen zu Online Nutzung und demografischer Entwicklung miteinander kombiniert, dann ist eher ersichtlich, dass der webaktive - und kaufkräftige Mainstream sich im Bereich 40 - 55 Jahre mittelfristig einpendeln wird.
Chancen statt Verpflichtungen
Ist ein Internetauftritt barrierefrei gestaltet, so erhält eine wesentlich größere Zahl professioneller Nutzer Zugriff auf die Seiten - und nicht nur Blinde, die über ein Sprachausgabegerät die Seiten "lesen". So unterliegen z.B. Mitarbeiter großer, internationaler Firmen zumeist besonderen Sicherheitsrestriktionen, verwenden ältere Browserversionen ohne weitere Plug-Ins und haben dadurch nur begrenzt Zugang zu aufwendig programmierten Imageauftritten. Barrierefreie Internetauftritte erschließen nicht nur "Rand"-Zielgruppen, sondern bringen einen erheblichen Reichweitengewinn in den Kernzielgruppen. Die Umsetzung eines barrierefreien Zugriffs bedeutet die konsequente Verschlankung und Standardisierung eines Internetauftritts. Die Seiten werden dadurch schneller und übersichtlicher. Nutzer gelangen in weniger Schritten zu den Informationen, die sie suchen. Darüber hinaus sind so gestaltete Websites suchmaschinengerechter. Sie werden detaillierter gelistet und sind leichter für den Nutzer über Suchmaschinen zu erreichen.

Die Vorteile auf einen Blick
- Performanz: Schlankere - und damit schnellere Seiten
- Suchmaschinenmarketing: Bessere Ausstattung für Spider und Crawler
- Flexibilität: für Content Management- und Transaktionssysteme
- Zukunftsfähigkeit bessere Adaptivität für zukünftige Aufgaben
- Reichweitenverbesserung bei Usern und Suchmaschinen
- Rechtssicherheit durch Einhaltung von Standards
- Image und Anspruch mehr Übereinstimmung
- Investitionssicherung: mediengerecht publizieren und Anbieten

Barrierefreiheit als Managamentaufgabe
Die Vorteile, die die barrierefreie Gestaltung einer Website hinsichtlich Reichweite und Suchmaschinen-Marketing bringt, macht es zu einer zentralen Management-Aufgabe. Noch ist Barrierefreiheit ein Thema, das allzu schnell nur noch auf der Agenda des Behindertenbeauftragten steht, aber mittelfristig betrachtet lassen sich auf barrierefreiem Wege immer wieder anfallende Anpassungskosten senken, und somit gehört das Thema auch in anderen Unternehmensbereichen auf die Aganda. Internetauftritte - heute oft mit einer Halbwertzeit von kaum mehr als 2 Jahren - werden zukunftsfähig da sie schneller und leichter anpassbar sind. Barrierefreiheit leistet so einen wichtigen Beitrag zur Investitionssicherung. Die Verantwortung in die Hände des Marketings zu legen, hat aber noch eine andere Begründung. Grundvoraussetzungen für die Realisierung eines barrierefreien Webauftritts sind klar strukturierte und gegliederte Informationen zu Unternehmen oder Produkt, kurzum eine konsequent umgesetzte Kommunikationsstrategie, die sowohl die Marketing- als auch die Vertriebsziele berücksichtigt.Dax-30-Unternehmen im TestDie Salient GmbH hat die Unternehmensseiten der Dax-30 auf ihren Grad der Barrierefreiheit hin untersucht und analysiert. Die Verpflichtung der getesteten Konzerne zur Veröffentlichung ihrer Bilanzen und ihr Fokus auf Investor Relations lassen vermuten, dass die verantwortlichen Manager besonderen Wert auf die Breitenwirkung ihres Internetauftrittes legen. Doch das Untersuchungsergebnis zeichnet ein ganz anderes Bild: Nur ein Unternehmen der deutschen Börsenelite - die Deutsche Post AG - erfüllt die Standards. Fünf weitere weisen gute Ansätze auf: Deutsche Telekom, Allianz, Infineon, Commerzbank und Volkswagen. Schlusslichter im Ranking sind E.ON, Deutsche Börse, BASF, Hypovereinsbank und Henkel. Dieses Ergebnis verwundert umso mehr als unter den Letztplatzierten drei Firmen sind, die - mit einem Kerngeschäft im Business-to-Consumer-Bereich - besonders auf die breite Masse der Nutzer als Zielgruppe konzentriert sind.

Das Ranking zu Barrierefreiheit [Status: 04.2004]Maximal zu erreichende Punktzahl: 50 Top 5:
- Deutsche Post (38)
- Allianz (28)
- Telekom (25)
- Commerzbank (19)
- Infineon (18)

FLop 5:
- Henkel (0)*
- Dt. Börse (0)**
- EON (0)**
- Hypo Vereinsbank (0)**
- BASF (0)

***Sehr verschachtelter Framesetaufbau und Navigation aus Bildern, dadurch sehr schwer zugänglich. Da helfen die Alt-Tags nur wenig.
**Zugang nicht möglich - Navigation besteht aus Bildern ohne Alt-Tags!

Bewertungskriterien des Webranking "Barrierefreiheit"
Das Ranking berücksichtigt sowohl gestalterische als auch inhaltliche Kriterien. Untersucht wurden im Einzelnen: Typographie, Kontrastverhalten, Integration von Bildmaterial, technischer Seitenaufbau sowie Übersichtlichkeit und Stringenz im Layout.

Untersuchte Elemente und Bewertungskriterien
- Skalierbarkeit von Typografie: 0 bis 10 Punkte
(zu kleine Schrift, nicht skalierbar, vertretbare Schriftgröße, Schrift ist skalierbar)
- Aussagekräftige Alt-Tags bei Bildern 0 bis 10 Punkte
(keine Alt-Tags, Teilweise Alt-Tags vorhanden, konsequent vorhanden)
- Ausreichende Kontraste 0 bis 5 Punkte
(Zu schwache Kontraste, Kontraste sind ausreichend)
- Tabellencode zu Layoutzwecken und/oder Frames 0 bis 10 Punkte
(Frames und/oder Layouttabellen, Ansätze in Richtung CSS, (CSS/Divs))
- Übersichtlichkeit 0 bis 5 Punkte
(Fehlende Übersichtlichkeit, wandernde Navigationselemente, Stringenz)
- Punktesvergabe für fundamentale Fehler:
Für fundamentale, unüberwindbare Zugangsbarrieren wie Bildernavigation ohne Alt-Tags, wurde das Gesamtergebnis auf Null gesetzt

Fazit
Die erst kürzlich veröffentlichte Studie Imageprofile 2004 (Manager Magazin) fällt ein ähnlich hartes Urteil über die Dax-30-Unternehmen: Im Mittel erreichen sie kaum mehr Punkte im Ranking als der Durchschnitt der deutschen Firmen. Ein für das Image besonders wichtiger Faktor ist dabei der Grad der Internationalisierung. Angesichts der Tatsache, dass Barrierefreiheit in den USA einklagbar und in vielen anderen Ländern ein Rechtsanspruch ist, sollte sich die deutsche Börsenelite intensiver mit dem Thema auseinandersetzen, um etwaigen Klagen vorzubeugen. Darüber hinaus könnten sie positive Effekte in ihrer Kernzielgruppe der professionellen Nutzer erzielen, denn eine barrierefreie Seite wird per se immer positiver durch die User bewertet.Zur Zeit ist Barrierefreiheit noch ein Alleinstellungsmerkmal, das Wettbewerbsvorteile sichern kann. In der schnelllebigen Net-Economy allerdings wird in kaum mehr als einem Jahr dieser Standard akzeptiert sein, aber viele werden wohl den Zug in die Zukunft etwas verschlafen.


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