diabetes-world.net: Macht "dick" krank und ist teuer?

14.07.2005, 13 Uhr - www.diabetes-world.net


(press1) - News von http://www.diabetes-world.net
Von Dr. Andreas Thomas
Übergewicht gilt sowohl medizinisch als auch gesundheitsökonomisch als bedeutender Risikofaktor. In einem Beitrag von T. von Lengerke und J. John vom GSF-Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen auf der 71. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie 2005 in Mannheim wurden dazu Daten aus Deutschland vorgestellt, die aus der Augsburger KORA - Studie stammen (KORA - Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg). Diese Studie hat ihre Basis in der Befragung, teilweise auch Untersuchung von Personen, die aus Einwohnermeldeämtern der Region Augsburg ausgewählt wurden. Für die vorliegende Auswertung erfolgte innerhalb eines halben Jahres dreimal eine telefonische Befragung von 947 Personen im Alter von 25 bis 74 Jahren.

Dabei stellte man fest: je übergewichtiger die Personen waren, desto mehr Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte wurden in Anspruch genommen. Als Richtwert für die Beurteilung von Körpergewicht gilt der so genannte Body-Mass-Index (BMI). Ein BMI bis zu 25 kg/m2 gilt als Normalgewicht, darüber spricht man von Übergewicht und ab einem BMI von 30 kg/m2 von einer Adipositas. Über den Zeitraum von 6 Monaten ergaben sich verschiedene Anteile an medizinischen Versorgungsleistungen: Grafiken unter http://www.diabetes-world.net/73595.

Folglich zeigt sich, dass stark übergewichtige Personen doppelt so viele Krankenhausaufenthalte benötigen wie Normalgewichtige, wobei sich dieser Anteil auf das mehr als Vierfache erhöht, wenn eine Liegedauer von mindestens 7 Tage notwendig wird. Auf Kosten umgerechnet bedeutet das, dass stark übergewichtige Personen mit einem BMI von mindestens 35 kg/m2 im Mittel 1.630 Euro, die anderen Personengruppen hingegen weniger als 600 Euro stationär verbrauchen. Auch die Anzahl der Arztbesuche und die damit verbundenen Kosten erhöhen sich mit steigendem Übergewicht, wenn auch nicht so dramatisch wie die Aufenthalte in Kliniken.

"Dick" macht also offensichtlich doch krank, was an der Anzahl der notwendigen medizinischen Versorgungsleistungen zu sehen ist. Adipositas bekommt ihren Krankheitswert durch die Vielzahl von Folgeerkrankungen. Krankheiten, die durch Adipositas mit bedingt werden, sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes mellitus und in deren Folge Herzinfarkte und Schlaganfälle. Auch degenerative Gelenkerkrankungen, Gallenerkrankungen, Atem -und Schlafstörungen, Venenleiden und bestimmte Krebsarten gehen mit Adipositas einher. Dass das eine höhere Belastung des Gesundheitsbudgets zur Folge hat, ist nahe liegend. Die Gesamtsumme ist gewaltig und wird auf 530 Millionen Euro pro Jahr geschätzt. Werden zusätzlich noch Begleiterkrankungen, besonders im Herz-Kreislauf-System einbezogen, so sind es mehr als 5 Milliarden Euro. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass neben den direkten medizinischen Kosten weitere erhebliche indirekte Kosten durch Produktivitätsverluste wegen Arbeitsunfähigkeit hinzukommen.

Zusätzlich ist besonders bedrückend, dass dieses Problem zunehmend immer jüngere Menschen und auch Kinder betrifft. In den letzten ein bis zwei Jahrzehnten haben weltweit die Prävalenz und der Schweregrad von Übergewicht und Adipositas, sowie die damit assoziierten potentiellen Folgeerkrankungen bereits im Kindes- und Jugendalter stark zugenommen Es besteht also durchaus die Gefahr, dass wir uns zu einer "kranken Gesellschaft" entwickeln. Auch wenn Fachgesellschaften sich intensiv um dieses Problem bemühen und dabei Aufklärung und Prävention betreiben, sind in Anbetracht der bislang bescheidenen Therapieerfolge, breit angelegte gesellschaftliche Anstrengungen, unter anderem seitens der Gesundheitspolitik, Informationspolitik, Lebensmittelindustrie, Sportvereine u. a. notwendig, um den negativen Trend dieser Entwicklung zumindest zu stoppen.

Quellen:(1) Ebbeling CB et al., Childhood obesity: public-health crisis, common sense cure. Lancet 2002; 360: 473-482.
(2) Hauner H. : "Gesundheitsrisiken von Übergewicht und Gewichtszunahme" Deutsches Ärzteblatt 93, Heft 51-52, Dezember 1996
(3) Von Lengerke T., John J: Gesundheitsökonomische Aspekte der Adipositas - Bisherige Ergebnisse der Kooperativen Gesundheitsforschung (KORA).
71. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie 2005, Mannheim, 21.03.2005
(4) http://www.gsf.de/kora


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