Noch kein tragfähiges UMTS-Geschäftsmodell in Sicht

11.06.2002, 17 Uhr - Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.


Noch kein tragfähiges UMTS-Geschäftsmodell in Sicht
Duesseldorf, 11. Juni 2002. (press1: iBOT) - Dem Thema "UMTS vs. Wireless LAN" widmete der Deutsche Multimedia Verband (dmmv) e.V. auf der Internet World Berlin eine Podiumsdiskussion mit hochkarätigen Experten. Neben der Anbieterseite kamen hier auch Gerätehersteller und Contentprovider zu Wort, die das Thema vielfältig beleuchteten. Vor allem im Hinblick auf mögliche Geschäftsmodelle im UMTS-Bereich herrscht knapp zwei Jahre nach Vergabe der UMTS-Lizenzen noch weitestgehend Ratlosigkeit. Auch wenn sich die Experten einig waren, dass Wireless LAN und UMTS keine Konkurrenz, sondern vielmehr ergänzende Technologien sind, wurde im Verlauf der Diskussion doch deutlich: Vor 2005 rechnet keiner der beteiligten UMTS-Experten mit einer kritischen Masse an Endkunden.

Ein langer Atem ist also gefordert, wenn es darum geht, die milliardenschweren Gebühren für die UMTS-Lizenzen wieder einzuspielen. Diese "Hypothek" belastet die investitionsbereiten Unternehmen nachhaltig, ging doch wichtiges Kapital für die Entwicklung von UMTS-Anwendungen verloren. Entsprechend kontrovers verlief die Debatte über die Refinanzierung von UMTS-Angeboten. Hier zeigten sich Contentprovider wie Robert Fahle (RTL Newmedia) der Technologie gegenüber sehr aufgeschlossen, waren sich jedoch weitestgehend im Unklaren darüber, wie eine Refinanzierung über Inhalte aussehen soll.
Dr. Marcus Garbe (die argonauten und Leiter des dmmv-Arbeitskreises "Mobile Internet") zeigte sich angesichts der Ideenlosigkeit der UMTS-Betreiber überrascht: "Den Ansatz, die Lizenzmilliarden allein über selbstgenerierte peer-to-peer-Kommunikation wieder einspielen zu wollen, halte ich für gefährlich." Auch AK-Leiter Ingo Griebl teilt diese Ansicht: "Entscheidend für den Erfolg der UMTS-Technologie wird letztlich die Qualität des Contents sein. Sind die Revenue Share Modelle nicht interessant und die reinen Übertragungskosten zu hoch, wird das Ziel der Massennutzung nicht erreicht!"
Zweifellos wird selbstgenerierter Content ein wichtiger Umsatzträger bleiben, weitere Ideen sind allerdings vorerst nicht in Sicht, was die Refinanzierung der milliardenschweren Lizenzinvestitionen in weite Ferne rücken lassen dürfte. Contentanbieter richten Ihr Augenmerk zurzeit besonders auf den E-Plus-Service i-mode. Bei diesem mobilen Dienst geht der Löwenanteil der Einnahmen erstmals an die Inhalteanbieter.

Als notwendige Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche UMTS-Einführung nannten die Experten indes die Etablierung europaweiter Standards, um die vielfältigen Möglichkeiten und hohen Übertragungskapazitäten optimal ausschöpfen zu können. Deutlich wurde, dass eine exakte Abstimmung der Mobilfunkbetreiber im Hinblick auf ein konzertiertes Timing bei der Markteinführung und Vermarktungsansätzen dringend erforderlich ist. "Nur so kann eine Reaktanz auf Nutzerseite vermieden werden, die entstehen könnte, wenn die Produkte noch nicht ausgereift sind" so dmmv-Arbeitskreisleiter Ingo Griebl (12snap).

Auch andere Technologien und die damit verbundenen Anwendungen (wie bspw. Wireless LAN und Bluetooth) sind für die Anbieter zurzeit noch nicht profitabel. Die W-LAN-Anbieter, der günstigen Alternative zum massenhaften Datendownload, arbeiten derzeit noch an adäquaten Abrechnungs- und Sicherheitsmechanismen. Dass die Alternativtechnologien trotz UMTS weiter eine gute Perspektive haben, darüber herrschte unter den Experten Einigkeit. "Wireless LAN ist eine lokale Ergänzung nicht nur von UMTS, sondern auch von bestehenden Technologien." so Garbe weiter. Seiner Ansicht nach könnten gerade Kooperationen der UMTS-Betreiber mit Wireless-LAN-Anbietern neue konstruktive Ansätze hervor bringen. "Angesichts der hohen Investitionen sind neue Ideen und erhöhte Flexibilität auf Seiten der UMTS-Betreiber dringend erfoderlich!" bringt Garbe es auf den Punkt.
An der Podiumsdiskussion, die von Dr. Marcus Garbe (die argonauten) moderiert wurde, nahmen Dr. Sven Quassowski (G3G UMTS GmbH/Quam), Marcel Pirlich (E-Plus/i-mode), Stephan Rupp (Alcatel), Pierre Kerchner (Sofa Networks) und Robert Fahle (RTL Newmedia) teil.

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